Götterdämmerung

Sommer 2015 in Belgien. Ich lerne einen jungen Handwerker kennen, der einen Tesla fährt. Er nimmt mich mit zu einer Probefahrt. 15 Minuten später bin ich begeistert – und geschockt. Bye-bye, Verbrennungsmotor, dasselbe Schicksal wird dich ereilen wie schon die Vinylschallplatte, den Kodakfilm und die mechanischen Uhr: geliebt und gesammelt als Rarität aus vergangenen Zeiten.

Dieser Blog will die Geschichte dieser unabwendbaren Entwicklung aufzeichnen – inmitten des Landes, in dessen Adern bis heute, 14. November 2015, immer noch Benzin und Diesel fließen: Deutschland. Wenn die deutsche Automobilindustrie, die Medien und die Politik sich weiterhin blind und dumm stellen, wird das eine schmerzhafte Entwicklung werden.

Das Elektroauto ist nicht nur eine saubere Art, sich individuell fortzubewegen, und es entlastet nicht nur unser allen personal carbon footprint. Es könnte die Lösung eines ganzen Paketes weiterer gesellschaftlicher Probleme sein:

1_ Der Lärm. Die Zunahme des Individual- und LKW-Verkehrs macht das Wohnen in der Nähe von Autobahnen, Schnell- und Hauptstraßen zunehmend unerträglich. Elektrisch betriebene, deutlich leisere PKW und LKW würden Millionen von Menschen neue Lebensqualität geben und Stadträume vollkommen neu nutzen lassen. Mit Auswirkungen bis auf die Immobilienpreise.

2_ Der Preis der Mobilität. Für die 400 km Reichweite eines 400 PS starken Model S zahle ich selbst unter ungünstigsten Bedingungen, nämlich der Steckdose zuhause, nur ca 20 €. Ein vergleichbarer Benziner tankt 10 Liter Super Plus auf 100 km, macht mindestens 60 €. Selbst beim Diesel ist es noch das Doppelte.

3_ Die Autarkie der Mobilität. Wir werden zukünftig unseren Strom selbst und/oder dezentral ohne Kohle und Öl erzeugen. Damit wird der Preis der Mobilität abgekoppelt von Weltmarktlaunen und -abhängigkeiten.

4_ Die Nebenkosten der Mobilität. Ein Verbrennungsmotor stößt nicht nur CO2 und jede Menge Feinstäube und Gase aus, die ungesund sind und/oder mit hohem technischen Aufwand zurückgehalten werden müssen. Milliarden von Bremsvorgängen verwandeln täglich Millionen von Kilowattstunden unnötigerweise in giftigen Feinstaub-Abrieb, Millionen von Litern Motoröl müssen jedes Jahr als Sondermüll entsorgt werden. Das Elektroauto ist deutlich wartungsfreundlicher: Kein Öl, (fast) keine Bremsbeläge, keine Kupplung, kein Getriebe. Gewinn auch hier an Kosten, Zeit und Nerven.

5_ Der gesellschaftliche Wirkungsgrad. Ein Elektroauto verwandelt Bremsenergie in das, was man braucht: in Strom. Mit Strom fahren ist nicht nur individuell billiger, wir benötigen auch gesellschaftlich insgesamt weniger Energie. Der Wirkungsgrad eines elektrisch betriebenen Autos liegt bei ca. 80%, der eines Verbrenners bei 30%.

All diese Argumente sind lange bekannt – und ebenso lange wirkungslos für einen gesellschaftlichen Wandel. Denn abgesehen von der Lobby der Benzinverbrenner und der sie hofierenden Politik und Medien wirkt einem gesellschaftlichen Wandel die Tatsache entgegen, dass ein Auto eben kein Nutzfahrzeug ist, sondern ein Objekt der Begierde und der Leidenschaften. Die eigentliche Leistung der Fa. Tesla unter ihrem CEO Elon Musk besteht nicht darin, die Mär von der zu geringen Reichweite zu widerlegen.

Sie besteht in dem nonchalant erbrachten Nachweis, dass der Elektromotor in Sachen Fahrspaß und Beschleunigung jedem benzingetriebenen Sportwagen überlegen ist.

Es sei denn natürlich, man besteht darauf, dass die Dinger Lärm machen, ein dickes Auspuffrohr haben und stinken.